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Infoblatt UNESCO


Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur



UNESCO

Nach den furchtbaren Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges beschlossen 37 Staaten im Jahr 1945, dass allein auf politischen und wirtschaftlichen Abmachungen beruhender Frieden nicht auf Dauer die Zustimmung der Völker der Welt finden wird. Deswegen lautet die Leitidee der UNESCO "Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden". Diese Leitidee steht in der Präambel der UNESCO-Verfassung, welche von den 37 Staaten am 16. November 1945 unterzeichnet wurde und ein Jahr später am 4. November 1946 in Kraft trat. Die Bundesrepublik Deutschland wurde am 11. Juli 1951 Mitglied der UNESCO und die ehemalige DDR im November 1972. UNESCO steht für "United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization", was zu Deutsch "Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur" heißt. Die UNESCO ist eine von 16 rechtlich eigenständigen UNO-Sonderorganisationen. Gegenwärtig hat die UNESCO 195 Mitgliedsstaaten. Der Hauptsitz befindet sich in Paris.


Ziele und Programm

Durch die Förderung der internationalen Zusammenarbeit der Völker in Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation sollen Vertrauensbildung und friedliche Zusammenarbeit gefördert werden. Auf der ganzen Welt sollen die Achtung vor Recht und Gerechtigkeit sowie Menschenrechte und Grundfreiheiten gestärkt werden. So besitzt die UNESCO das breiteste Programmspektrum aller UNO-Organisationen. Im Wesentlichen umfasst es die Aufgabenpunkte Bildung, Wissenschaften, Kultur sowie Kommunikation und Information.


Bildung

Im Bildungsprogramm der UNESCO liegen die Schwerpunkte bei der Alphabetisierung und der Grundbildung, der beruflichen Bildung und der Förderung neuer Konzepte des lebensbegleitenden Lernens. Ein vorrangiges Ziel ist das Programm "Bildung für Alle" (EFA). Im Jahr 2000 haben 164 Länder auf dem Weltbildungsforum in Dakar beschlossen, bis zum Jahr 2015 die Zahl der Analphabeten der Erwachsenen zu halbieren (2011: ca. 796 Millionen weltweit), die Gleichheit der Geschlechter bei Zugang zur Bildung zu gewähren und die kostenfreie Grundschulpflicht für alle Kinder einzuführen. Aber auch im Hochschulbereich und in der Bildungsforschung und -beratung soll die Zusammenarbeit gefördert werden. Weiterhin spielen auch Gesundheitserziehung, Drogen- und Aidsprävention eine zunehmend wichtigere Rolle. In Katastrophen- und Krisengebieten wird von der UNESCO ebenfalls Hilfe zum Wiederaufbau der Bildungsinfrastruktur geleistet.


Wissenschaften

Das Wissenschaftsprogramm der UNESCO fördert die zwischenstaatliche Zusammenarbeit bei Ozeanographie, Hydrologie, Geologie und Umweltwissenschaft mit jeweils vier naturwissenschaftlichen Langzeitprogrammen. Für die nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen hat die UNESCO ein weltumspannendes Netz von über 550 sog. Biosphärenreservaten im Rahmen des Programms "Der Mensch und die Biosphäre" (MAB) eingerichtet. In der Bundesrepublik sind 15 derartige Schutzgebiete ausgewiesen, wie beispielsweise die Wattenmeere, die Flusslandschaft der Elbe oder das Vessertal im Thüringer Wald. Internationale Netzwerke wissenschaftlicher und technischer Grundlagenforschung beschäftigen sich aber nicht nur mit naturwissenschaftlichen, sondern auch mit sozial- und humanwissenschaftlichen Themen. So werden u. a. Fragen der Globalisierung, Stadtentwicklung, Migration und Armutsbekämpfung sowie Bioethik und Wissenschaftsethik wissenschaftlich thematisiert.


Kultur

Durch das Kulturprogramm der UNESCO sollen das Kulturerbe erhalten und die kulturelle Vielfalt gefördert werden. Kernpunkt ist hierbei die UNESCO-Liste des Welterbes. Hier werden alle Kultur- und Naturstätten, welche einen "außergewöhnlichen universellen Wert" besitzen, aufgelistet. Jährlich überprüft ein zwischenstaatliches Komitee der UNESCO, welche Stätten des Welterbes in die Liste aufgenommen werden. Seit 1972 wurden weltweit insgesamt 936 einzigartige Kultur- und Naturstätten aus 153 Staaten erfasst (Stand 03/2012). Voraussetzungen für die Aufnahme sind Kriterien wie Einzigartigkeit, historische Echtheit (Authentizität) eines Kulturdenkmals oder Integrität einer Naturerbestätte sowie der aktuelle Erhaltungszustand. Zur UNESCO-Liste des Welterbes gehören die Galapagos-Inseln genauso wie der nubische Tempel Abu Simpel am Assuan-Staudamm und die Altstadt von Jerusalem. In der Bundesrepublik wurden z. B. die Wartburg bei Eisenach, die Schlösser und Gärten von Potsdam und Berlin und die Stadt Bamberg mit dem größten unversehrt erhaltenen Stadtkern in Deutschland in den Status des Welterbes aufgenommen. Auf die "Rote Liste" des gefährdeten Welterbes werden diejenigen Stätten gesetzt, die besonders gefährdet sind (z. B. durch Krieg oder Verfall). Aktuell befinden sich 35 gefährdete Denkmäler auf dieser Liste. Ein Beispiel hierfür ist das Dresdner Elbtal, das aufgrund des Baus der 'Waldschlößenbrücke', die das Elbtal an einer aus städtebaulicher Sicht empfindlichen Stelle verbaut, auf die Liste gesetzt wurde. In letzter Konsequenz wurde das Dresdner Elbtal im Juni 2009 von der Welterbeliste gestrichen. Die UNESCO hat sich aber auch dem Schutz des "immateriellen Erbes" verpflichtet, um kulturelle Traditionen, handwerkliche und künstlerische Fertigkeiten, mündliche Überlieferungen und vom Aussterben bedrohte Sprachen zu erhalten.


Kommunikation und Information

Schwerpunkte des Kommunikationsprogramms sind die Förderung der Pressefreiheit, neue Medien und Bewältigung der Herausforderungen der Informationsgesellschaft. Das Programm "Information für alle" (IFAP) befasst sich mit der digitalen Kluft zwischen armen und reichen Ländern und des Weiteren auch mit Mehrsprachigkeit im Internet und Urheberrechtsfragen. Außerdem fördert die UNESCO die Medienfreiheit, insbesondere in Kriegs- und Konfliktregionen. Das "Internationale Programm zur Kommunikationsentwicklung" (IPDC) der UNESCO hat die Unterstützung beim Aufbau von Infrastrukturen im Kommunikationsbereich und die Ausbildung von Journalisten zur Aufgabe. Ähnlich zum Programm Schutz des Weltkultur- und Weltnaturerbes will die UNESCO mit dem Programm "Gedächtnis der Menschheit" das dokumentarische Erbe der Menschheit in Archiven und Bibliotheken sichern. Das Register umfasst Buchbestände, Handschriften, Bild-, Ton- und Filmdokumente, die durch Digitalisierung vor Verlust und Zerstörung geschützt werden.


Struktur und Arbeitsweise der UNESCO

Die UNESCO ist keine Entwicklungshilfeorganisation, sondern sie baut weltweit Modellprojekte auf, bringt Wissenschaftler und Experten zusammen und berät in politischen Fragen. Konkrete Programme und Projekte werden in Zwei-Jahres-Programmen auf der Generalkonferenz aller Mitgliedsstaaten entschieden. Mittelfristige Strategien werden dagegen für sechsjährige Phasen beschlossen (aktuell: 2008 - 2013). Für die Umsetzung dieser Programme tragen rund 7.500 Bildungseinrichtungen in über 170 Ländern bei. Weitere 5.000 UNESCO-Clubs, -Vereinigungen und -Zentren vervollständigen das internationale Netzwerk. Finanziert wird die UNESCO u. a. durch die Pflichtbeiträge der Mitgliedsstaaten und Spenden. Für die Jahre 2012-2013 ist ein Budget von 685 Mio. US-Dollar vorgesehen, das Auswärtige Amt Deutschlands unterstützte 2010 die UNESCO mit 26 Mio. US-Dollar. Die Generalkonferenz ist das Hauptentscheidungsgremium der UNESCO, welches alle zwei Jahre zusammentritt. Für die praktische Umsetzung des UNESCO-Programms ist das UNESCO-Sekretariat verantwortlich, zur Generaldirektorin wurde im September 2009 Irina Bokova, ehemals bulgarische Außenministerin, gewählt. Dezentrale Außenstellen befinden sich in allen Regionen der Welt.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Mirko Ellrich, Wiebke Hebold
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 24.07.2012
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